Wie Du Cannabis-Patient werden kannst und was Du vorher wissen solltest
Du hast Dich entschieden, Cannabis-Patient zu werden? Willst Du wissen, wie Du ein Rezept bekommst und hast einige Fragen zum Thema? Dieser Beitrag liefert Dir die wichtigsten Antworten, sodass Du gut informiert ins Arztgespräch oder in die Cannabis-Therapie starten kannst.
Seit wann dürfen Ärzte Cannabis verordnen?
Cannabis kann dir seit März 2017 als Patient legal verordnet werden. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein neues Gesetz erlassen, das Ärzten das Verordnen von medizinischem Cannabis und THC-haltigen Arzneimitteln ermöglicht.
Wer darf medizinisches Cannabis verschreiben?
Außer Zahnärzten dürfen alle Humanmediziner ein Rezept für medizinisches Cannabis ausstellen, sofern sie dies für angemessen halten und Du die Voraussetzungen zur Cannabis-Therapie erfüllst. Tierärzte dürfen natürlich auch kein Cannabis verordnen.
Wer hat einen Anspruch darauf, Cannabis-Patient zu werden?
Zwar ist Cannabis seit 2017 zu medizinischen Zwecken zugelassen, doch nur für Patienten mit gewissen Voraussetzungen. Um Cannabis-Patient werden zu können, musst Du an einer chronischen Erkrankung (über 3 Monate oder länger) leiden oder schwerwiegende Symptome haben.
Einen potenziellen Anspruch hast Du, bei lang anhaltenden Leiden oder Beschwerden, die durch herkömmliche Therapiemethoden nicht in den Griff zu bekommen sind. Dazu zählen beispielsweise sowohl leichte, chronische Schlafprobleme, als auch Krankheiten mit besonders schwerwiegendem Krankheitsverlauf. Auch wenn Du als austherapiert giltst – sei es, dass aufgrund deiner medizinischen Historie klassische Methoden nicht zur Verfügung stehen oder dass sie in Deinem Fall nicht angewendet werden können – kann Dein Arzt es als letzte Option mit einer Cannabis-Therapie versuchen. Umso mehr Therapien erfolglos blieben, umso höher ist die Chance auf eine Zusage der Krankenkasse.
Dein Arzt muss außerdem in der Behandlung mit Cannabis eine hohe Erfolgschance sehen. Er muss also davon ausgehen, dass Deine Symptome mit großer Wahrscheinlichkeit spürbar nachlassen, oder Deine Lebensqualität erheblich gesteigert werden kann. Treffen diese Punkte auf Dich zu und Dein Arzt befürwortet eine Cannabis-Therapie, spricht nichts über die Behandlung mit medizinischen Cannabis.
Gegen welche Krankheiten kann man Cannabis verschrieben bekommen?
Welche Krankheiten mit Cannabis therapiert werden können, ist gesetzlich nicht festgelegt oder genau definiert. Dementsprechend kann potenziell jede chronische Erkrankung, gut begründet, von Cannabis profitieren. Es gibt bereits gute Studien zu verschiedenen Erkrankungen, die eine deutliche Verbesserung der Symptome mit einer Cannabis-Therapie belegen.
Einige Krankheiten und Symptome werden jedoch besonders häufig für die entsprechende Cannabis-Behandlung in Betracht gezogen. Das sind unter anderem:
- Übelkeit, z.B. während einer Chemotherapie
- Gewichtsverlust, z.B. durch Magersucht oder AIDS
- Schmerzen
- Spastiken
- Tourette
- Depressionen
- ADHS
- Multiple Sklerose
- Fibromyalgie
- Regelschmerzen
- Psoriasis
- und viele mehr
Trifft keiner der oben genannten Punkte auf Dich zu, doch Deine Erkrankung beeinträchtigt erheblich Deine Lebensqualität? Dann kannst Du es trotzdem versuchen und einen Antrag für die Cannabis-Therapie stellen.
Warum wirkt das medizinische Cannabis nicht so, wie gewünscht?
Dein Körper braucht vor allem bei einer Erstbehandlung mit Cannabis Zeit, um sich an den neuen Wirkstoff zu gewöhnen. Manchmal wirkt das THC im medizinischen Cannabis daher nicht direkt oder zumindest nicht so, wie Du es Dir vorgestellt hast.
Die Wirkung bleibt entweder aus, oder geht mit starken Nebenwirkungen einher? Das deutet in den meisten Fällen darauf hin, dass das verordnete Präparat entweder nicht das richtige Cannabis Medikament für Dich ist, oder die verordnete Dosierung falsch ist. In diesem Fall solltest Du mit deinem Arzt sprechen und die Medikation entsprechend anpassen.
Was gibt es bei einer Therapie mit medizinischem Cannabis für Nebenwirkungen?
Bei Cannabis Arzneimitteln gilt dasselbe wie bei allen Arzneimitteln: Nebenwirkungen sind möglich. Das Gute bei Cannabis ist jedoch, dass diese in der Regel nur selten auftreten oder relativ schnell nachlassen. Trotzdem ist es gut, eventuelle Nebenwirkungen zu kennen. Diese können sein:
- Mundtrockenheit
- Müdigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Verwirrtheit
- Kreislaufprobleme und Schwindel
- Durchfall
- Stimmungsschwankungen
- Angst
- trockene Augen
- Psychosen (werden vor allem bei Überdosis, oder Mischen mit anderen Medikamenten oder Drogen oder Alkohol beschrieben)
Was unterscheidet ein Cannabis Rezept von einem herkömmlichen Rezept?
Dass eine Cannabis-Behandlung von der Krankenkasse genehmigt werden muss, liegt an der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung für Arzneimittel. Laut dieser zählt ein Cannabis Rezept nämlich als Betäubungsmittelrezept. Geregelt ist das in Paragraf 9. Aufgrund dieser Tatsache muss ein Rezept mit bestimmten Angaben versehen sein, damit es eingelöst werden kann.
Welche Informationen muss ein Cannabisrezept enthalten?
Folgende Eckdaten müssen auf dem Cannabisrezept vermerkt sein:
– der Name des Cannabisarzneimittels
– die Darreichungsform
– die Dosierung
– die Menge oder Stückzahl
– Stempel der Arztpraxis oder Unterschrift des Arztes
– Datum der Rezeptausstellung
– bei einer Substitution: Reichdauer des Cannabisarzneimittels
– bei Überschreitung der zugelassenen Höchstmenge: ein „A“ als Vermerk
Wie lange kann man ein Cannabisrezept einlösen?
Nach der Ausstellung ist ein Cannabisrezept eine Woche lang gültig. In dieser Zeit muss es eingelöst werden, sonst verfällt es und der behandelnde Cannabis-Arzt muss um ein neues Rezept gebeten werden.
In welcher Form kann Cannabis auf Rezept verordnet werden?
Zugelassen sind in Deutschland mittlerweile über 70 Cannabispräparate. Neben dem Cannabis in Blütenform kann Dein Arzt Dir auch Dronabinol, Sativex oder Canemes verschreiben. Bei Dronabinol handelt es sich um Tropfen, bei Sativex um ein Spray und bei Canemes um Kapseln.
Kann man sich ein Cannabisarzneimittel aussuchen?
Ein Anspruch darauf besteht nicht. Dein Arzt weiß am besten, welches Cannabispräparat zu Dir und Deiner Situation passt. Verlasse Dich daher auf seinen Rat. Was Du jedoch tun kannst, ist, Deinen Arzt auf Dein Wunschpräparat anzusprechen. Eventuell berücksichtigt er Deine Präferenz, sofern diese aus medizinischer Sicht sinnvoll ist.
Wie stellt man einen Antrag auf Cannabis-Behandlung?
Du erfüllst die aufgezählten Kriterien für eine Cannabis-Therapie und willst einen Antrag stellen? Dann sprich mit Deinem Arzt darüber. Stimmt er Deinem Wunsch zu und hält eine Cannabis-Behandlung für angebracht und erfolgversprechend, erstellt er eine Diagnose. Anschließend reicht er gemeinsam mit Dir einen Antrag bei der Krankenkasse ein und fügt entsprechende Nachweise über Deine Erkrankung und bisherige Therapieversuche hinzu. Der Medizinische Dienst prüft den Antrag und ermittelt, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind. Trifft dies zu, erteilt die Krankenkasse eine Zusage. Andernfalls lehnt sie den Antrag ab.
Wie lange dauert es, bis die Krankenkasse eine Entscheidung fällt?
Im Normalfall gilt eine Frist von drei Wochen. In dieser Zeit muss die Krankenkasse über den Antrag für eine Cannabis-Behandlung entscheiden. Ist ein Gutachten nötig, verlängert sich diese Frist auf bis zu fünf Wochen. Soll die Therapie Teil einer Palliativversorgung sein, bleiben der Krankenkasse hingegen nur drei Tage für die Entscheidung.
Was, wenn der Antrag für die Behandlung mit Cannabis abgelehnt wurde?
Krankenkassen dürfen eine Cannabis-Therapie nur in begründeten Fällen ablehnen. Allerdings sind die Voraussetzungen streng geregelt und überprüft. Lehnt die Krankenkasse den Antrag ab, sind die Voraussetzungen also nicht erfüllt.
Innerhalb eines Monats nach Erhalt der Ablehnung kannst Du Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. In diesem musst Du Deine Gründe für den Widerspruch angeben und ihn schriftlich einreichen. Was die Chancen auf einen erfolgreichen Widerspruch erhöht, ist eine Stellungnahme Deines Arztes.
Der Widerspruchsausschuss überprüft den Fall und fällt eine Entscheidung. Sollte der Ausschuss ebenfalls den Antrag ablehnen, kannst Du beim Sozialgericht gegen diese Entscheidung klagen. Dazu wendest Du Dich an das Sozialgericht, das zum Zeitpunkt der Klage für Deinen Bezirk zuständig ist.
Was muss man sonst noch wissen, wenn man eine Behandlung mit medizinischen Cannabis beginnen möchte?
Wurde der Antrag bewilligt, kann die Behandlung starten. Dein Arzt kann Dir nun Rezepte für medizinisches Cannabis ausstellen und die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Deine Arzneimittel. Die „Rezeptgebühr“ musst Du jedoch selbst tragen. Normalerweise beträgt diese fünf bis zehn Euro.
Wichtig zu wissen ist auch, dass Du bei einer Cannabis-Therapie einer sogenannten nicht-interventionellen Begleit-Erhebung zustimmst. Das bedeutet, dass Dein Arzt Deine Daten während der Cannabis-Behandlung festhält. Diese werden anonymisiert, von allen Cannabis-Patienten aufgenommen und in einer Studie zusammengefasst. Dem Gemeinsamen Bundesausschuss dienen diese Daten als Grundlage für zukünftige Festlegungen der Kassenleistungen.
Dürfen Cannabis-Patienten selbst Hanf anpflanzen?
Nein, das ist nicht erlaubt. Als Cannabis-Patient bekommst Du aus gutem Grund ein Rezept, das Du in der Apotheke einlöst. Medizinisches Cannabis wird unter strengen Kontrollen angebaut. Ein gleichbleibender THC-Gehalt und eine hohe Qualität sind wichtig für den Behandlungserfolg. Aus diesem Grund dürfen Cannabis-Patienten nicht selbst anbauen. Denn nur unter professionellen Bedingungen und Vorgaben gezüchtet, erfüllen die Pflanzen und somit die Cannabis Arzneimittel diese Voraussetzungen. Außerdem fällt Cannabis unter das Betäubungsmittelgesetz und der Anbau ist somit staatlich geregelt und überwacht. Privatpersonen ist der Anbau daher nicht gestattet.
Cannabis-Patient werden: Was gilt es zu beachten?
Hast du ein chronisches Leiden und willst sie mit medizinischen Cannabis behandeln, gibt es für Dich zwei Möglichkeiten:
Um die Cannabis-Therapie von der Kasse bezahlt zu bekommen, musst Du gemeinsam mit Deinem Arzt einen Antrag bei der Krankenkasse stellen. Diese wirft einen Blick auf den Krankheitsverlauf und prüft, ob die Voraussetzungen erfüllt sind. Wurde der Antrag bewilligt, kann Dein Arzt Dir Cannabis in Form von Blüten, Tropfen, Kapseln oder Spray verordnen.
Alternativ kannst Du die Kosten für Deine Therapie selbst tragen. Du musst nicht auf die Genehmigung der Krankenkasse warten, sondern kannst dich gleich bei einem Cannabis-Arzt behandeln lassen.
Das Betäubungsmittelrezept muss bestimmte Angaben enthalten und innerhalb einer Woche in einer Apotheke eingelöst werden. Hier bezahlst Du lediglich die „Rezeptgebühr“. Dein Arzt hält Deine Daten anonymisiert in einer Begleit-Erhebung fest und steht Dir mit Rat und Tat zur Seite. Sollte es während der Eingewöhnungsphase oder auch danach zu Nebenwirkungen oder Fragen kommen, kannst Du mit Deinem Arzt darüber sprechen. Sollte das Präparat nicht den gewünschten Effekt haben, kann ein Sortenwechsel helfen.