Heilung durch Hanf: So verläuft die Therapie mit medizinischem Cannabis
Du hast Fragen zur Therpaie mit medizinischem Cannabis? Wir haben die Antworten! Informiere Dich noch vor Deinem Erstgespräch über die Behandlung mit medizinischem Cannabis und starte vorbereitet Deine Therapie. Das Wichtigste zu Ablauf, Kosten und den Cannabis Arzneimitteln.
Wie wirkt Cannabis als Medikament in der Therapie?
Dein Körper besitzt ein sogenanntes Endocannabinoid-System. THC ist einer der Hauptwirkstoffe in Cannabis und zudem ein Endocannabinoid. Kurz gesagt ist es für das Endocannabinoid-System wie ein Puzzleteil, was das hohe Wirkungspotenzial von Cannabis erklärt.
Die Wirksamkeit und die möglichen positiven Effekte auf den Körper machen medizinisches Cannabis zu einer wertvollen Ergänzung der traditionellen Schulmedizin – und das bei vielerlei Beschwerden. Denn die Rezeptoren im Endocannabinoid-System sind für Bereiche wie Stimmung, Immunsystem und Schmerzen zuständig. Cannabis kann daher folgendermaßen wirken:
- entzündungshemmend
- schmerzlindernd
- entspannend
- krampflösend
- schlaffördernd
- stimmungsaufhellend
- appetitanregend
- kreativitätsfördernd
Aufgrund des breiten Wirkspektrums kann Cannabis Dir bei Leiden und Beschwerden vieler Art helfen. Sowohl körperliche als auch neurologische Erkrankungen können damit behandelt werden.
Wer kann vom Arzt eine Therapie mit Cannabis verordnet bekommen?
In Deutschland dürfen Patienten seit März 2017 Cannabis auf Rezept verordnet bekommen. Um eine Zusage der Krankenkasse für die Kostenübernahme zu bekommen, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden.
Du musst eine chronische Erkrankung (mindestens 3 Monate und länger) haben und entweder nahezu austherapiert oder für andere Behandlungen ungeeignet sein. Trifft das auf Dich zu und Dein Arzt hält die Behandlung für erfolgversprechend, kannst Du zusammen mit ihm einen Antrag bei der Krankenkasse stellen.
Ist die Aussicht auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse nur gering, kannst du die Behandlungskosten auch selbst tragen.
Für wen eignet sich eine Behandlung mit medizinischen Cannabis?
Es gibt keine genau definierten Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um eine Cannabis Therapie zu beginnen. Theoretisch gilt jede für Dich als schwerwiegend empfundene Erkrankung als Begründung im Antrag. Hinsichtlich mancher Erkrankungen gibt es jedoch besonders viele Cannabis-Patienten und damit entsprechende Referenzwerte. Hier könnten die Chancen auf eine Zusage der Krankenkasse und einen Heilungserfolg deshalb höher stehen. Zu diesen Erkrankungen und Symptomen gehören:
- chronische Schmerzen
- ungewollter Gewichtsverlust und Magersucht
- Übelkeit bei Chemotherapie
- Spastiken bei Multipler Sklerose
- ADHS
- Epilepsie
- Schlafstörungen
- Angststörungen
- Tourette-Syndrom
Welche Ärzte können mit medizinischem Cannabis therapieren?
In Deutschland dürfen alle Ärzte und Fachärzte ihre Patienten mit medizinischem Cannabis behandeln. Die einzigen Ausnahmen sind Zahnärzte und Tierärzte. Eine Behandlung mit medizinischem Cannabis ist also theoretisch auch bei Deinem Hausarzt möglich, sofern dieser einer entsprechenden Behandlung offen gegenüber ist.
Was gibt es bei einer Behandlung mit medizinischem Cannabis zu beachten?
Cannabis Arzneimittel fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Aus diesem Grund benötigst Du dafür ein spezielles Betäubungsmittelrezept. Dieses muss einige Angaben wie die Unterschrift des Arztes, Menge und Dosierung und die Sorte enthalten. Auch das Ausstellungsdatum gehört zwingend auf das Rezept, da es ab der Ausstellung eine Woche lang gültig ist. In diesem Zeitraum musst Du es eingelöst haben. Bei Überschreiten der gesetzlichen Höchstmenge aus medizinischen Gründen muss ein „A“ auf dem Rezept vermerkt werden.
Welche Cannabissorte oder welches THC-Präparat Du bekommst, entscheidet allein Dein Arzt. Du hast keinen Anspruch darauf, das Arzneimittel selbst auszusuchen. Solltest Du mit einem Präparat oder einer Sorte jedoch bereits gute Erfahrungen gemacht haben oder diese bevorzugen, kannst Du das mit Deinem Arzt besprechen. Welches Arzneimittel für Dich am geeignetsten ist, entscheidet jedoch nur er als Mediziner auf Basis seines fachmännischen Wissens. Daher solltest Du seinem Rat vertrauen, selbst wenn Du andere Wünsche hattest.
Experten raten dazu, während der Eingewöhnungsphase nicht am Straßenverkehr teilzunehmen. In dieser Zeit kann es besonders häufig und zu teils unvorhergesehen Nebenwirkungen kommen, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Fahre daher erst dann wieder Auto, wenn Du Dich an Deine Cannabis Arznei gewöhnt hast und Dich im Straßenverkehr sicher fühlst.
Können während der Einnahme von medizinischem Cannabis Nebenwirkungen auftreten?
Wie bei fast allen Medikamenten können bei der Einnahme von medizinischen Cannabis Nebenwirkungen auftreten. Folgende Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Cannabis auftreten:
- Blutdruckabfall
- Mundtrockenheit
- Herzrasen
- Schwindel
- Müdigkeit
- Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
- Unwohlsein bis hin zu Angst oder Panik
- Einschränkung der motorischen und kognitiven Leistungsfähigkeit
Treten bei Dir unangenehme Nebenwirkungen auf, berichte Deinem Arzt davon. Er sagt Dir, wie Du Dich verhalten musst. Bei Bedarf passt er die Dosierung an, sodass die Nebenwirkungen schwächer werden oder verschwinden. Bedenke, dass Nebenwirkungen in der Eingewöhnungsphase nicht ungewöhnlich sind. Welche für Deine Behandlung noch im Rahmen sind und welche nicht, wird dir im Rahmen des Erstgesrpächs ausführlich erklärt.
Wie läuft eine Therapie mit Cannabis ab?
Du füllst zunächst einen Antrag für Deine Krankenkasse aus. In diesem begründest Du Deinen Wunsch nach der Behandlung mit Cannabis. Dein Arzt legt Behandlungsnachweise und eine Diagnose bei. Er erklärt der Krankenkasse, warum er der Meinung ist, dass Cannabis deine Beschwerden lindern kann.
Innerhalb von drei bis maximal fünf Wochen entscheidet die Krankenkasse über Deinen Antrag. Wurde er genehmigt, führt Dein Arzt ein ausführliches Gespräch mit Dir und stellt Dir Dein erstes Rezept für Cannabis aus. Die Therapie wird mit regelmäßigen Terminen, fachmännischer Überwachung und einer anonymen Begleitstudie begleitet. Diese dient dazu, weitere Informationen zu sammeln und die Verordnung von Cannabis in Zukunft fundierter und erfolgreicher zu gestalten.
Strebst du keine Kostenübernahme der Krankenkasse an, so kannst du gleich mit der Cannabis Therapie beginnen, sofern dein Arzt zustimmt, und musst nicht auf eine Antwort der Krankenkasse warten.
Kann medizinisches Cannabis abhängig machen?
Potenziell besteht die Chance, von medizinischem Cannabis abhängig zu werden. So ist es in den Beipackzetteln der Präparate angegeben. Allerdings sind bisher keine entsprechenden Daten vorhanden und auch keine Fälle bekannt.
Außerdem minimiert die ärztliche Überwachung dieses Risiko. Tritt dennoch eine Abhängigkeit auf, handelt es sich um eine psychische Abhängigkeit und keine körperliche Abhängigkeit. Diese lässt sich meist deutlich einfacher und schneller behandeln als zum Beispiel eine körperliche Abhängigkeit bei Opiaten.
Welche Cannabis-Präparate gibt es in Deutschland?
Zugelassen sind in Deutschland drei Cannabisarzneimittel:
- Tropfen: Wirkstoff Dronabinol
- Spray und Kapseln: Wirkstoffe Nabilon und Nabiximols
- Cannabisblüten in verschiedenen Sorten
Wie hoch sind die Kosten für eine Therapie mit medizinischem Cannabis?
Geht man von einem durchschnittlichen Preis für Cannabisblüten von 8 Euro bis 15 EURO pro Gramm aus, kann sich eine entsprechende Behandlung auf etwa 200 bis 500 Euro belaufen. Günstiger sind fertige Cannabisarzneimittel wie Tropfen, Sprays und Kapseln. Eine Therapie mit Dronabinol-Tropfen kommt auf 70 bis 500 Euro monatlich, eine mit Sativex-Spray auf 31 bis 373 Euro und eine mit Canemes-Kapseln auf 1.026 bis 2.052 Euro.
Fazit zur Therapie mit medizinischem Cannabis
Leidest Du unter einer chronischen Erkrankung, kann Cannabis schulmedizinische Behandlungen sinnvoll und wirksam ergänzen. Durch das körpereigene Endocannabinoid-System kann der Wirkstoff THC des Hanfs effizient verstoffwechselt werden und so sein breites Wirkungsspektrum entfalten. Dank diesem kann medizinisches Cannabis gegen allerlei Erkrankungen eingesetzt werden. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass Cannabis nur gegen chronische oder schwere Erkrankungen verordnet wird.
Liegt diese vor, stellt Dein Arzt mit Dir einen Antrag auf Kostenübernahme bei Deiner Krankenkasse. Wird der Antrag bewilligt, kann Dein Arzt Dir Rezepte für THC-haltige Medizin ausstellen. Alternativ kann die Behandlung bei eigener Übernahme der Kosten auch gleich begonnen werden. Dein Arzt überwacht Deine Therapie engmaschig und führt eine anonymisierte Begleitstudie durch. Diese hilft bei zukünftigen Verordnungen und dient zudem als eine Art „Erfolgsjournal“ während der Therapie. Aussuchen kannst Du Dir das Präparat zwar nicht, doch Dein Arzt wird Dich gut beraten und die für Dich ideale Sorte auswählen. Verzichte während der Eingewöhnungsphase auf das Autofahren.