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Kaum etwas ist schlimmer, als chronische Schmerzen. Sie rauben so viel Lebensqualität, dass manch ein Patient kaum noch weiter weiß. Stoßen dann auch noch Ärzte bei der Behandlung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, wird aus Leid schnell Verzweiflung. Doch Hanf gibt Hoffnung. Schmerzpatienten weltweit setzen medizinisches Cannabis erfolgreich gegen Schmerzen ein und erobern so ihr eigenes Leben zurück.
Unser Körper besitzt ein System, dessen Name bereits eine Vorahnung gibt: das Endocannabinoid-System. Es produziert Endocannabinoide, also körpereigene Cannabinoide. Und Cannabinoide wiederum sind die Hauptwirkstoffe der Cannabispflanze. Zu den bekanntesten Vertretern ihrer Art gehören das THC und das CBD.
Die zwei verschiedenen Rezeptor-Typen (CB1 und CB2) findest Du beinahe überall im gesamten Körper. In erster Linie ist das Endocannabinoid-System jedoch ein Teil des Nervensystems – und Nerven sind quasi unsere „Schmerzleitbahnen“. Schmerzreize werden über die Nerven über das Rückenmark an das Gehirn weitergeleitet, das Gehirn schlägt Alarm und wir fühlen den Schmerz physisch. Da das Endocannabinoid-System zum Nervensystem gehört und die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide an eben dieses anbinden, wirken sie sozusagen direkt vor Ort. Sie unterbinden die Schmerzwahrnehmung, indem die Reizübertragung gehemmt wird.
Cannabis hat erwiesenermaßen schmerzlindernde Effekte. Zwar besitzt die Pflanze noch weitaus mehr medizinisch wertvolle Eigenschaften, die schmerzlindernde Wirkung ist allerdings die wohl bedeutendste und auch die am meisten in der Medizin geschätzte und angewendete. Cannabis wird daher vor allem bei starken und chronischen Schmerzen eingesetzt. Da Cannabinoide strukturell eng verwandt mit unseren körpereigenen Endocannabinoiden sind, können sie als natürliches Schmerzmittel eingesetzt und äußerst effektiv sein.
Für viele im Rahmen der Schulmedizin austherapierte Schmerzpatienten ist Cannabis deshalb mehr als nur ein Hoffnungsschimmer. Hanfarzneimittel können ein Lichtblick sein, der nach langer Qual und erfolglosen Therapien endlich den Weg aus dem Leid zurück ins Leben ermöglicht. Forscher haben zwar noch nicht alle Fragen über den medizinischen Einsatz von Cannabis beantworten können, dessen potenzielle Wirksamkeit gegen Schmerzen bestätigten sie jedoch in zahlreichen Studien.
Vorweg ist zu sagen, dass, ein Heilversprechen von Ärzten nicht geben werden kann. Ob sich das Wirkungspotenzial bei Dir entfaltet und die Schmerzllinderung auch bei Dir eintritt, kann nicht vorhergesagt werden. Wie bei jedem Medikament zeigt auch bei Cannabis erst die Einnahme, ob das Präparat wirksam gegen Deine Beschwerden ist. Dass medizinisches Cannabis an erster Stelle gegen chronische Schmerzen eingesetzt wird und viele Patienten auf der ganzen Welt positive Erfahrungen diesbezüglich machen, lässt aber auf sehr gute Chancen schließen.
Cannabis wirkt entzündungshemmend, löst Verspannungen und Spastiken und unterdrückt Schmerzreize. Weil die Wirkmechanismen so vielfältig sind, findet Cannabis Anwendung bei Schmerzen verschiedenster Art.
So können beispielsweise Schmerzen durch Spastiken reduziert, neuropathische Schmerzen bei Polyneuropathie gehemmt und entzündungsbedingte Schmerzen bei Rhema bekämpft werden. Auch kann Cannabis bei Phantomschmerzen helfen, die unter anderem nach einer Amputation auftreten können.
Schmerzen durch Tumore können ebenfalls mit Cannabis behandelt werden. Hier kommt Patienten zur schmerzlindernden Wirkung außerdem die antitumorale Wirkung zugute. Kopfschmerzen verschiedenster Formen (Spannungskopfschmerzen, Migräne, Cluster-Kopfschmerzen, und mehr) lassen sich ebenfalls mit medizinischem Cannabis behandeln. Die entkrampfende Wirkung macht es zudem auch für Frauen mit starken Menstruationsbeschwerden zu einer spannenden Schmerzmittelalternative.
Das Einsatzspektrum von Medizinalhanf ist nicht auf diese Beispiele beschränkt. Cannabis kann gegen jede Erkrankung eingesetzt werden, die Schmerzen verursacht. Dabei spielt es keine Rolle, wie stark sie sind. Leidest du unter chronischen Schmerzen, kannst Du seit März 2017 von Deinem Arzt Cannabis verordnet bekommen.
Hier muss man differenzieren: Im Einzelfall ist es zwar möglich, generell betrachtet jedoch nicht. Manche Patienten sprechen so gut auf die Wirkung von Cannabis an, dass sie keine weiteren Schmerzmittel mehr einnehmen müssen. Andere jedoch sprechen nicht oder nicht stark genug auf die Wirkung an und sind zusätzlich auf klassische Schmerzmittel angewiesen. Cannabis kann also nicht per se synthetische Schmerzmittel ersetzen. Es kann jedoch die Schmerztherapie ergänzen und abrunden. Interessant ist: Eine Analyse von medizinischen Daten von 141 Cannabispatienten mit Multipler Sklerose zeigte, dass durch die Einnahme von Cannabis signifikant weniger Opioide eingenommen wurden.
Nimmst Du Opioide oder andere starke Schmerzmittel ein? Dann hat Dein Arzt Dich sicher darüber aufgeklärt, dass diese teilweise ein starkes Suchtpotenzial haben. Insbesondere Opioide können zu schweren körperlichen Abhängigkeiten mit heftigen Entzugssymptomen führen. Musst Du längerfristig Schmerzmittel einnehmen, hat Cannabis dementsprechend Vorteile. Bei ordnungsgemäßer Nutzung mit einem medizinischen Verdampfer ist von einer sehr geringen Suchtgefahr auszugehen.
Ein weiterer Vorteil von Cannabis als Schmerzmittel ist, dass es nicht tödlich überdosiert werden kann. Selbst wenn Du versehentlich deutlich zu viel einnimmst, kannst Du keine lebensbedrohlichen Nebenwirkungen bekommen. Die Nebenwirkungen sind zudem in vielen Fällen wesentlich schwächer, als es bei herkömmlichen Schmerzmitteln der Fall ist. Zudem hat Cannabis neben seiner schmerzlindernden Wirkung auch eine große Anzahl weiterer medizinischer Effekte und kann so neben den Schmerzen auch weitere Symptome verschiedener Erkrankungen lindern. Dazu gehören beispielsweise Entzündungen, Übelkeit und Schlafstörungen.
So wertvoll Cannabis als Medizin auch sein kann, sollten die Nachteile einer Behandlung dennoch nicht beschönigt werden. Nach der Einnahme kann es zu Benommenheit, Herzrasen oder auch Unwohlsein im psychischen und körperlichen Sinne kommen. Da Cannabis berauschend wirkt, steigt die Unfallgefahr und das Bedienen von Maschinen und Autofahren kann unmöglich werden – auch, wenn Cannabispatienten bei ausreichend Konzentration rechtlich gesehen nach der Einnahme fahren dürfen. Das kann von Nachteil sein, wenn Du im Beruf oder in Deinem Privatleben auf das Autofahren angewiesen bist. Cannabis kann außerdem eine Eingewöhnungszeit haben, in der die Nebenwirkungen die positiven Wirkungen übersteigen. Bei manchen Patienten führt Cannabis zu psychischen Beschwerden wie Angstgefühlen, negativer Stimmung und Depressionen. In seltenen Fällen kann die Einnahme von Cannabis auch zu einer Psychose führen.
Verspürst Du Nebenwirkungen und bist Dir nicht sicher, ob diese sich in einem für eine Cannabis-Therapie normalen Rahmen befinden und noch zu den unbedenklichen Nebenwirkungen gehören? Dann rufe unbedingt Deinen Arzt an und frage ihn, wie er die Situation bewertet und ob Du Dir zu Recht oder unbegründet Sorgen machst. Dein Arzt ist genau für solche Fragen da und es ist immer besser, den Arzt lieber ein Mal zu viel als zu wenig zu kontaktieren. So klein Deine Bedenken auch sein mögen: Nimm Deine Beobachtungen und Sorgen ernst. Ärzte vertreten übrigens ebenfalls die Meinung, dass Patienten lieber ein Mal zu oft nachfragen sollten. Denn auch Entwarnung zu geben und zu beruhigen, gehört zu ihrem Beruf. Lasse Dich also lieber beruhigen, als dass Du Dich scheust und es zu einem echten Notfall kommt.
Wie zahlreiche Studien beweisen konnten, findet medizinisches Cannabis zu Recht sein Hauptanwendungsgebiet in der Schmerztherapie. Der effiziente Wirkmechanismus der Cannabinoide in unserem Endocannabinoid-System und die schmerzlindernden Effekte machen Arzneimittel aus der Hanfpflanze zu einer unverzichtbaren Ergänzung medizinischer Therapiemöglichkeiten. Allerdings sollte Cannabis trotz des großen Potenzials als Schmerzmittel stets mit Vorsicht und nur im Rahmen ärztlicher Begleitung eingesetzt werden, da auch Nebenwirkungen auftreten können.
Bedenke, dass es bei einer langfristigen Einnahme zu einer Toleranzentwicklung kommen kann. In diesem Fall musst Du unter Absprache mit Deinem Arzt die Dosis erhöhen. Beachte auch, dass Cannabis in der Regel eine Eingewöhnungszeit hat und nicht bei jedem Patienten dieselbe Wirkung zeigt. Während es dem einen sehr hilft, kann es bei einem anderen kaum oder keine Wirksamkeit zeigen. Das Ausprobieren von Cannabis als Schmerzmittel lohnt sich in Anbetracht der Nebenwirkungen und Gefahren starker synthetischer Schmerzmittel, da die natürliche Alternative den Körper weniger belastet und keine körperliche Sucht mit sich bringt.
Gerade für chronische Schmerzpatienten ohne bisherige medikamentöse Therapieerfolge ist Cannabis eine große Chance. Schlägt die Wirkung an, kann auf natürliche Weise enorm viel Lebensqualität zurückgewonnen werden. Eventuell hilft Cannabis sogar gegen weitere Beschwerden Deiner Erkrankung und schlägt somit zwei oder mehr Fliegen mit einer Klappe. Ein Beratungsgespräch kann Deine persönlichen und individuellen Vorteile aufzeigen und all Deine Fragen zum Thema Schmerzbehandlung mit Cannabis beantworten.
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